Die Molluskenfauna auf vier unterschiedlich bewirtschafteten Flächen im Demonstrationsgarten der Universität für Bodenkultur Wien in den Jahren 1995 und 1996.


von Wolfgang Fischer


Über die Besiedelung ackerbaulich unterschiedlich genutzter Flächen durch Molluskenarten ist wenig bekannt. Daher erschien es zweckmäßig, verschieden intensiv genutzte Flächen im Bereich der Universität für Bodenkultur in Wien auf ihren Schneckenbestand zu untersuchen und gegenüberzustellen.

Fehlendes Unterholz sowie Reduzierung der Planzenvielfalt sind die Hauptgründe für den Rückgang der Artenvielfalt. Landwirtschaftliche sowie gärtnerische Bearbeitung tragen auch ihren Teil dazu bei. Dies betrifft nicht nur die Mollusken sondern auch Käfer, Würmer etc.

MATZKE (1992, 1994) untersuchte Feldraine auf ihre Schneckenbesiedelung. Über die Verbreitung der Nacktschnecken Österreichs verfaßte REISCHÜTZ (1986) erstmals eine Gesamtdarstellung.

Die meisten Arten im Areal der Universität wurden unter Holz gefunden. Da der Teil des Gartens, welcher dem Botanik- institiut untersteht, schon länger nicht mehr intensiv genutzt wird, konnten sich hier 15 Arten ausbreiten (Tab.1). Diese Arten wurden im hohen Gras gefunden. Von Arion lusitanicus MABILLE 1868 konnten keine erwachsenen Tiere aufgesammelt werden, obwohl diese Art in den Gärten im Nahbereich zur Universität häufig beobachtet werden kann. Ein einziges juveniles Exemplar ist möglicherweise zu A. lusitanicus zu stellen.

Auch die Glashäuser wurden untersucht. Die häufigste Art ist hier Vallonia pulchella (O.F. MÜLLER 1774) (an der Unterseite von Blumentöpfen). Als weitere Arten konnten Oxychillus draparnaudi (BECK 1837), Lehmannia valentiana (A. FERUSSAC 1823), Tandonia budapestensis (HAZAY 1881), Discus roduntatus (O.F. MÜLLER 1774), Limax maximus LINNE 1758 und Cecilioides acicula (O.F. MÜLLER 1774) nachgewiesen werden. FRANK (1992) schrieb über Molluskenfunde in botanischen Gärten. Im Garten der Universität für Bodenkultur konnte sie damals im Glashaus und dessen unmittelbarer Umgebung vier Arten feststellen. Deroceras panormitanum (LESSONA & POLLONERA 1882) konnte nicht wiedergefunden werden. LEISS A. & P.L. REISCHÜTZ veröffentlichten 1996 eine aktuelle Darstellung der Molluskenfauna der Gewächshäuser in Wien und Niederösterreich.

Charakterisierung der untersuchten Flächen:

Fläche 1: intensiv landwirtschaftlich bearbeitet (Kulturpflanzen): Bodenbearbeitung durch pflügen, längere Zwischenbrachezeiten ohne Oberflächenmulch, Einsatz von Mineraldüngern und chemischen Pflanzenschutzmitteln

Fläche 2: extensiv landwirtschaftlich bearbeitet (Kulturpflanzen und Unkräuter): flachmulchende Bodenbearbeitung, Mulchmaterial als Lebensraum vorhanden, minimaler chemischer Pflanzenschutz

Fläche 3: Kulturbrache: nur teilweise Bodenbearbeitung, Mulchmaterial als Lebensraum vorhanden, kein chemischer Pflanzenschutz, keine Mineraldüngung

Fläche 4: Forstlicher Demonstrationsgarten: lichter Baumbestand mit Grasbewuchs und teilweise Oberflächenmulch als Lebensraum

 

Bokugarten mit Kulturpflanzen


ARTENVERTEILUNG

Art
Fläche
1
Fläche
2
Fläche
3
Fläche
4
Vallonia pulchella (O.F. MÜLLER 1774)
-
+++
+++
-
Cochlicopa lubrica (O.F. MÜLLER 1774)
-
-
+
+
*Discus rotundatus (O.F. MÜLLER 1774)
-
-
+++
-
*Cochlodina laminata (MONTAGU 1803)
-
+
-
-
*Balea biplicata (MONTAGU 1803)
-
-
+++
-
*Aegopinella nitens (MICHAUD 1831)
-
-
++
-
*Oxychillus draparnaudi (BECK 1837)
-
-
+
+
Arion cfr lusitanicus MABILLE 1868 (juv.)
-
-
+
-
Arion distinctus MABILLE 1868
+++)
++
++
-
Arion fasciatus NILSSON 1823
-
-
+
-
Boettgerilla pallens SIMROTH 1912
-
+
-
-
Deroceras reticulatum (O.F. MÜLLER 1774)
+++)
++
++
-
Deroceras sp. (farblos juv.)
-
+
+++
-
*Limax maximus LINNE 1758
+)
++
++
++
Tandonia budapestensis (HAZAY 1881)
+)
+
-
-
Xerolenta obvia (MENKE 1828)
+
+
++
-
*Cepaea hortensis (O.F. MÜLLER 1774)
-
+
+++
+
*Helix pomatia LINNE 1758
-
-
+
+
Gesamtanzahl
5
10
15
5
- kein Nachweis ++ häufig
+ einzelne Individuen +++ sehr häufig
* Diese Arten leben normalerweise nicht auf bewirtschafteten Agrarflächen. Sie wandern von benachbarten Komposthaufen, Mauerresten wtc. ein.
+) = Nachweis nur für 1996 nach langer feuchter Witterung

Arten sind als Schädlinge einzustufen 1998 wurde Arion lusitanicus in mehreren adulten Exemplaren gefunden.


Dank:

Herrn Gerhard Wagner (Institut für Botanik, Universität für Bodenkultur Wien) sei herzlichst gedankt für die Mithilfe bei der Erfassung der Mollusken, sowie Herrn Mag. P.L. Reischütz für die Bestimmung der Nacktschnecken.

Zusammenfasung:

Insgesamt konnten 17 Gastropodenarten auf bewirtschafteten Flächen der Universität für Bodenkultur in Wien lebend nachgewiesen werden. Vielfältige Vegetation begünstigt die Artenvielfalt. Auf der intensiv bewirtschafteten Fläche wurden 1996 nach längerer feuchter Witterung 5 Arten beobachtet. Vier davon sind Nacktschnecken, wobei die zwei häufigsten als starke Schädlinge zu werten sind. In den Glashäusern konnten sechs Arten gefunden werden.

Summary:

A total of 17 snail species could be found on cultivated areas of the University for Agriculture in Vienna. Rich Vegetation favours the diversity of snail species. In 1996 after a rainy season five species of snails, of wich four were slugs, were observed in the intensively cultivated area. In the green houses six species were collected.

 

Literatur:

FRANK, C. (1992): Über Molluskenfunde in botanischen Gärten (Gastropoda:Pulmonata). - Malak. Abh. Mus. Tierk. Dresden 16(10):75-81.

LEISS, A. & P.L. REISCHÜTZ (1996): Ein Beitrag zur Kenntnis der Molluskenfauna der Gewächshäuser in Wien und Niederösterreich. - Wiss. Mitt. Niederösterr. Landesmuseum 9:173-184

MATZKE, M. (1992): Vergleich der Schneckenbesiedlung zweier benachbarter Feldraine mit entgegengesezter Exposition. - Mitt. dtsch. malakozool. Ges. 49:19-22. Frankfurt/Main.

MATZKE, M. (1994): Gastropodenbesiedlung vo Feldrainen am nördlichen Fuße des Westerzgebirges. - Mitt. dtsch. malakozool. Ges. 53:1-13. Frankfurt/Main.

REISCHÜTZ, P.L. (1986): Die Verbreitung der Nacktschnecken Österreichs (Arionidae, Milacidae, Limacidae, Agriolimacidae, Boettgerillidae) (Supplement 2 des Catalogus Faunae Austriae). - Sitzungsber. Akad. Wiss. Wien (Mathem.-naturwiss. Kl., Abt. I) 195(1/5):67-190.

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